Interview

Eine sichere Geldanlage für jeden? Digitale Vermögensverwaltung geht neue Wege

Professionell gemanagte Fonds für Privatanleger zugänglich machen – das ist das Ziel von Iven Kurz, mit dem er 2018 das Leipziger Fintech-Unternehmen EVERGREEN gegründete. Anstatt statische ETF-Portfolios anzubieten, verwaltet EVERGREEN seine eigenen Fonds und bietet Anlegern damit ein dynamisches Risikomanagement. Wie EVERGREEN die Risiken für Anleger im Detail reduziert, lesen Sie hier:

Herr Kurz, wie kamen Sie zu dem Entschluss, EVERGREEN zu gründen?

Vor der Gründung von EVERGREEN war ich lange Zeit als Fondsmanager tätig und habe den Bereich Wertsicherungsstrategien für die Asset-Management-Töchter der Bankhäuser Metzler und Lampe mit aufgebaut und geleitet. Während meiner Tätigkeit hatte ich immer die Wahrnehmung, dass die heutige Wertschöpfungskette bei Kapitalanlageprodukten noch sehr lang ist. Dadurch kommt es vor allem bei Privatanlegern zu hohen Kosten und geringen Erträgen. Diese Kette innerhalb eines etablierten Unternehmens aufzubrechen, ist schwierig bis unmöglich. Also habe ich mich entschieden, eigenständig neue Wege in der Finanzbranche einzuschlagen.  

Unsere Vision bei EVERGREEN ist es, einen Ort zu schaffen, an dem jeder finanzielle Unbeschwertheit findet. Voraussetzung dafür ist eine Geldanlage, die maximalen Komfort und maximale Sicherheit vereint.

Wie setzen Sie diese Vision um?

Das Thema Geldanlage ist für viele Privatanleger immer noch unbekanntes Terrain. Um eine Geldanlage komfortabel zu machen, sollte sie also vor allem einfach verständlich sein. Bei EVERGREEN setzen wir daher auf radikale Transparenz. Auf unserer Plattform evergreen.de können Kunden jederzeit die Entwicklung und Zusammenstellung ihres Depots verfolgen. Außerdem ist eine Depoteröffnung bei uns schon ab einem Euro möglich. Dadurch haben auch Neueinsteiger die Möglichkeit, unser Angebot mit wenig Risiko auszuprobieren.

Zusätzlicher Komfort entsteht dadurch, dass Ein- und Auszahlungen, ähnlich wie bei einem Girokonto, täglich und gebührenfrei vorgenommen werden können. Die Fonds werden immer zum Nettovermögenswert (NAV) abgerechnet, sodass es auch keine Geld-Brief-Spanne gibt. Bei dem einzigen gebührenfreien Robo-Advisor in Deutschland entstehen außer durch die Gesamtkosten (TER) von 0,59 Prozent pro Jahr innerhalb unserer Fonds keine Servicegebühren oder sonstige Kosten.

Maximale Sicherheit schaffen wir, indem wir die Asset-Allokation unserer Fonds täglich an die aktuelle Marktsituation anpassen. Dadurch können wir in kritischen Marktphasen das Risiko reduzieren und im positiven Marktumfeld Partizipation ermöglichen.

Digitale Vermögensverwaltung und Robo-Advisor liegen im Trend. Was unterscheidet EVERGREEN von Mitbewerbern?

Im Gegensatz zu anderen digitalen Vermögensverwaltern haben wir unsere Wurzeln im institutionellen Asset-Management und im Risiko-Overlay für Versicherungen, Pensionskassen, Unternehmen und Stiftungen. Unsere Hauptmotivation besteht im kundenorientierten Asset-Management und nicht im Verkauf von statischen ETF-Portfolios.

Statt statische ETF-Portfolios zu vermitteln, verwalten und nutzen wir unsere eigenen Fonds Evergreen PDI Yin und PDI Yang, die preislich fast auf ETF-Niveau liegen. Den daraus resultierenden Kostenvorteil können wir direkt an unsere Kunden weitergeben. Als einziger Robo-Advisor in Deutschland berechnen wir außer den Fondskosten von 0,59 Prozent pro Jahr keine zusätzlichen Servicegebühren. Auch für Depotführung und Transaktionen fallen keine Kosten an, wodurch sich die Rendite zusätzlich erhöht. 

In unseren eigenen Fonds optimieren wir die Anlagequoten täglich und reduzieren so das Risiko der Geldanlage deutlich. Zwar gibt es bei anderen Anbietern ebenfalls Ansätze zur prognosefreien Dynamik, allerdings zeigt die Erfahrung der vergangenen Monate, dass diese Ansätze akademisch teilweise überholt sind und allenfalls halbherzig umgesetzt wurden. Dazu ist eine tägliche Anpassung in einem Portfolio aus ETFs allein schon aus Kostengründen quasi unmöglich. Hier kommt uns unsere jahrelange Erfahrung aus dem quantitativen Wertsicherungsmanagement zugute. 

Nach welcher Strategie wird dieses Rebalancing durchgeführt?

Unsere Anlagestrategie bezeichnen wir als „Passive Dynamic Investing“, kurz PDI. Es handelt sich dabei um eine hochentwickelte Wertsicherungsstrategie, die das Schwankungsrisiko unserer Anleger genau quantifiziert und mittels dynamischer Asset-Allokation, also täglicher Anpassung der Anlagestruktur, prognosefrei steuert.

  • „Passive“ deshalb, weil wir auf die „aktive“ Auswahl von Einzeltiteln verzichten und unser globales Anlageuniversum kostengünstig über Futures abbilden.
  • „Dynamic“, weil wir die Aktien-, Renten- und Kassequoten in unseren Anlegerdepots, mittelbar über die Asset-Allokation unserer Fonds, täglich anpassen. Im Evergreen PDI Yang beispielsweise schwankt die Aktienquote zwischen 0 und 100 Prozent, je nach aktueller Marktsituation.

Vielleicht können Sie noch etwas genauer auf Ihren Investmentansatz eingehen. Uns würde insbesondere interessieren, warum Sie sich für die Verwendung von Futures bei der Indexdarstellung entschieden haben.

Mit unserem global diversifizierten Future-Portfolio beteiligen wir uns an den Marktbewegungen der globalen Aktien- und Rentenmärkte. Der Vorteil in der Nutzung von Futures im Vergleich zu anderen Finanzinstrumenten liegt an ihren geringen Kosten, ihrer hohen Liquidität und ihrer Hebelwirkung. Zur Wertsicherung dieses Portfolios wird dann eine Collar-Optionsstruktur definiert, die aus einem Protective-Put und einem Long-Call besteht. Eine solche Struktur bildet eine Wertuntergrenze und eine Wertobergrenze für die Preisentwicklung des zugrunde liegenden Finanzinstruments. Die Umsetzung dieser Struktur erfolgt in Form einer synthetischen Multi-Asset-Option. Dabei handelt es sich um eine Option, der mehrere Finanzinstrumente zugrunde liegen. Dies ist in einem Portfolio kostengünstiger, als Optionen für alle einzelnen Finanzinstrumente einzugehen, und erlaubt es, Korrelationseffekte zwischen den einzelnen Finanzinstrumenten abzubilden. Diese Option wird synthetisch umgesetzt, das heißt, es wird keine physische Option eingegangen, sondern das Auszahlungsprofil der Option wird im Portfolio repliziert. Als letzte Komponente der Wertsicherung erfolgt eine Zeitdiversifikation. Dabei wird statt einer Multi-Asset-Option mit längerer Laufzeit eine rollierende Staffelung von kurzfristigen Multi-Asset-Optionen erstellt, um eine hohe Dynamik der Wertsicherungsstrategie sicherstellen zu können. Die Umsetzung der Zeitdiversifikation erfolgt wie die Umsetzung einer einzelnen Option synthetisch.

Ihre Fonds sind auch unabhängig von der Plattform evergreen.de bei allen großen deutschen Banken käuflich. Welche Anleger möchten Sie damit ansprechen? 

Mit den Fonds richten wir uns an sicherheitsorientierte und kostenbewusste Anleger, die eine Alternative zu Giro- oder Sparkonten suchen. Die Fonds verzichten grundsätzlich auf Ausgabeaufschläge und befinden sich mit ihrer TER von 0,59 Prozent per annum preislich in der Nähe von Strategie-ETFs. Mit einem Ertrag von 2,3 Prozent und einer Volatilität von 2,5 Prozent im Jahr 2020 bietet der EVERGREEN PDI Yin ein sehr gutes Risiko-Ertrags-Verhältnis und liegt deutlich über der Verzinsung von Sparkonten.

Unsere Plattform evergreen.de hingegen bietet zusätzliche Funktionen, die eine erfolgreiche Geldanlage unterstützen. Beispielsweise können Anleger hier ihre Geldanlage auf die persönliche Risikobereitschaft ausrichten und individuell strukturieren. Dies geschieht über sogenannte Pockets. Das sind gebührenfreie Unterdepots für verschiedene Sparziele und unterschiedliche Risiko- und Ertragsziele, denn für jedes Pocket kann das Risiko gesondert eingestellt werden. Zusätzlich unterstützen wir die Kunden dabei, ihren Ertrag zu optimieren, indem wir die Steuerlast systematisch reduzieren. So kann mithilfe der Funktion der Steuerautomatisierung der Sparerpauschbetrag jedes Jahr automatisch voll ausgenutzt werden.

Vielen Dank, Herr Kurz, für das interessante Gespräch!

Iven Kurz ist Gründer und CEO von EVERGREEN. Vor der Gründung von EVERGREEN war er lange Zeit als Fondsmanager tätig und hat den Bereich Wertsicherungsstrategien für die Asset-Management-Töchter der Bankhäuser Metzler und Lampe mit aufgebaut und geleitet.


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