Financial & Estate Planning I Praxis

5 Gründe, wie Krypto-Assets erfolgreich in der Vermögensverwaltung umgesetzt werden

von BJÖRN SIEGISMUND

Sagenhafte Renditen

Trotz der Schwankungen in den vergangenen Wochen lassen die Entwicklungen am Kryptomarkt die Anleger hoffen. Der Bitcoin notiert wieder über 55 000 US-Dollar und bescherte denen, die vor einem Jahr investiert hatten, satte 400 Prozent Rendite. Viele ehemalige Kritiker wie Hedgefonds-Legenden Paul Tudor Jones oder Stan Druckenmiller sind inzwischen in das Lager der Befürworter gewechselt und auch namhafte Banken wie BNY Mellon, J.P. Morgan, Goldman Sachs und Deutsche Bank haben angefangen, Kryptoressourcen aufzubauen. Wenn solche Investment-Schwergewichte beginnen, massiv in einen neuen Markt zu investieren, sollten Anleger und Berater hellhörig werden.

Es gibt aus meiner Sicht fünf Gründe, warum Anleger und Berater sich spätestens jetzt mit dieser Assetklasse beschäftigen sollten.

Fünf Gründe für Kryptoassets

Ein weiterer Grund sind die Volatilitätsprämien, die mit Kryptowährungen vereinnahmt werden können. Wir kennen diese von Small Caps, also Aktien mit geringer Marktkapitalisierung. Aufgrund größerer Schwankungen, die Anleger bei einem Investment im Vergleich zu Aktien mit hoher Marktkapitalisierung akzeptieren, können diese Überrenditen erzielen. Dieses stabil auftretende Phänomen, dessen Entdeckung mit dem Nobelpreis geehrt wurde, kann nun auch bei Kryptowährungen beobachtet werden.

Eine Vielzahl von attraktiven Blockchain-Projekten bietet Anlegern zudem die Möglichkeit, in einem Null- und Negativzinsumfeld stetige Erträge von über zwei Prozent zu verdienen. Grund für solche Zinsen ist unter anderem die Besicherung vieler prominenter Blockchain-Projekte durch das sogenannte Proof-of-Stake(PoS)-Verfahren, bei dem die Rechner, welche die Verwaltung des Netzwerkes übernehmen, für ihre Tätigkeit mit einer großzügigen Rendite belohnt werden. Das zweitgrößte Blockchain-Projekt Ethereum nutzt beispielsweise dieses Verfahren, bei dem die Anleger für die Bereitstellung und Verpfändung ihrer Token zur Netzwerksicherung belohnt werden.

Kryptoassets eröffnen neue Möglichkeiten zur Diversifizierung der Vermögensanlagen bei gleichzeitigem Inflationsschutz. Dem Bitcoin als dem Ursprung der Kryptowährungen wird vor allem eine Wertaufbewahrungsfunktion zugeschrieben, vergleichbar mit Gold oder Silber. Die Ähnlichkeit zu diesen Edelmetallen liegt unter anderem in der programmierten Knappheit von Bitcoin, dessen Anzahl streng auf 21 Millionen begrenzt ist.

Last but not least hat die Blockchain-Technologie inzwischen eine Vielzahl von Anwendungsfeldern in der realen Wirtschaft gefunden. Folgerichtig wird sie heute zunehmend mit der Entwicklung des Internets vor 30 Jahren verglichen. Das Internet und die digitale Kommunikation haben unsere Art zu wirtschaften grundlegend verändert. Betrachtet man heute die Anwendungsgebiete einzelner Blockchain-Projekte, so sind bahnbrechende Veränderungen vorstellbar.

Chancen liegen in der Technologie

Beispiel Finanzindustrie: Unter dem Sammelbegriff Decentraliced Finance (DeFi) wird eine Vielzahl von Technologien zusammengefasst, die versuchen, mehr und mehr klassische Finanzdienstleistungen von Kreditinstituten und Versicherungen in dezentraler Form zu realisieren. Bedarf es heute noch Banken, um Konten, Kredite oder Versicherungspolicen anzubieten, so könnten es zukünftig sogenannte smart contracts sein, die viele der klassischen Bankdienstleistungen über eine dezentrale Blockchain-Technologie kostengünstig und sicher nachbilden. Eine erhebliche Gefahr für Finanzinstitute, die an deren Grundpfeilern rüttelt. Mit einem Investment in die Token solcher Blockchain-Projekte setzen Anleger direkt auf den Erfolg dieser Technologie, quasi ein Start-up-Investment ohne die Hülle eines Unternehmens und ohne die durch den Anlegerschutz bedingten Zugangsbeschränkungen zum Kapitalmarkt.

Kryptowerte bieten daher Diversifikationsmöglichkeiten in mehrfacher Hinsicht: als Wertaufbewahrung, Absicherung gegen systemische Finanzrisiken und als eine Wette oder Call-Option auf den Erfolg neuartiger Technologien, die von einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel profitieren können.

Regulatoren, institutionelle Anleger und einige Vorreiter in der Finanzindustrie haben die Zeichen der Zeit erkannt und beginnen, die neuen Investmentlandschaften aktiv mitzugestalten. So wurde beispielsweise die Verwaltung und Sicherung von Kryptowerten und privaten kryptografischen Schlüsseln bereits im Kreditwesengesetz (KWG) neu geregelt. Privatanleger werden dem Trend folgen und von ihren Beratern Antworten verlangen, wie sie an dieser Entwicklung partizipieren können.

Wie können Kundenwünsche zukünftig bedient werden?

Wollen Anleger sich erstmals in den Kryptomarkt vorwagen, stellen sich ihnen gleich mehrere Fragen. Zum einen ist da die Frage nach dem richtigen Einstieg. Anders als Wertpapiere werden die digitalen Währungen nicht in ein Depot oder Konto verbucht, sondern es werden nur die privaten Schlüssel (private keys) in einem sogenannten Wallet, also einer digitalen Brieftasche gespeichert. Für das Einrichten eines sicheren Wallets und das Transferieren der Kryptowährungen ist ein fortgeschrittenes technisches Verständnis notwendig, um nicht Gefahr zu laufen, seine Investments unwiederbringlich zu verlieren. Denn auch das ist ein Unterschied zu Wertpapieren: Ist der private Schlüssel erst einmal abhandengekommen, können Kryptowährungen nicht wieder zurückgeholt werden. Insgesamt gilt ein großer Prozentsatz zum Beispiel von Bitcoins als verbrannt, da die privaten Schlüssel verloren sind (laut Schätzungen ca. 15 Prozent der gesamten Menge).

Zum anderen stellt sich die Frage, in welche Kryptowährungen investiert werden sollte. Insbesondere bei solch hochvolatilen Anlageklassen wie den digitalen Währungen ist das Risiko von schweren Verlusten oder gar Totalverlusten besonders groß, insbesondere wenn naturgemäß noch Erfahrung und Verständnis für diese neue Anlageklasse fehlen. Wollen Anlageberater, Vermögensverwalter und Assetmanager zukünftig die wachsende Nachfrage ihrer Kunden nach Kryptoinvestments bedienen, so ist entsprechendes Know-how intern aufzubauen oder eine Zusammenarbeit mit Partnern anzustreben, die über entsprechende Expertise verfügen.

Vor dem Hintergrund der dynamischen Entwicklung im Bereich der Blockchain-Technologie sowie der vergleichsweise hohen Komplexität, bietet die Zusammenarbeit mit spezialisierten B2B-Diensleistern die beste Erfolgswahrscheinlichkeit für einen schnellen und sicheren Einstieg in die Welt der Kryptoassets. Im Bereich der Finanzportfolioverwaltung arbeiten wir u. a. mit spezialisierten SaaS-Anbietern wie der Bloxxon AG zusammen, die nicht nur über die regulatorischen und technischen Voraussetzungen für die Einbindung von Kryptowerten in der Vermögensverwaltung verfügen, sondern ihren Partnern auch entsprechende Kryptoindizes zur Verfügung stellen und damit wichtigen Input für potenzielle Investmentstrategien im Bereich der Kryptoassets liefern.


Über den Autor:

Björn Siegismund, Vorstandsvorsitzender
der wevest Vermögensverwaltung AG


Dies ist ein Artikel aus dem aktuellen FINANCIAL PLANNING Magazin. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe: