Karriere

Finanzplaner Manuel Wicke im Interview

Wer sind Sie und wie leben Sie Finanzplanung?

Seit gut 20 Jahren stehe ich meinen Kunden als MLP-Berater in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen zur Seite. Finanzplanung heißt für mich, ihre Fragestellungen ganzheitlich zu betrachten und zu lösen. Dabei war mir Wirtschaftskompetenz nicht unbedingt in die Wiege gelegt – mit zwei Lehrern als Eltern. Dafür habe ich viele andere wertvolle Dinge von ihnen gelernt. Nach dem Abitur und einer kaufmännischen Ausbildung im Einzelhandel habe ich Betriebswirtschaftslehre in Ingolstadt studiert. In den ersten sechs Berufsjahren als Finanzberater habe ich viele Kenntnisse erworben – doch ich merkte, dass mir noch etwas fehlte. Ich konnte das damals gar nicht so genau beschreiben, aber ich hatte das Gefühl, ich könnte noch besser werden.

Durch die Weiterbildung zum CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® im Jahr 2008 an der EBS Finanzakademie habe ich meine Beratungskompetenzen schließlich perfektioniert. Außerdem konnte ich mich mit verschiedenen Fragestellungen auseinandersetzen, beispielsweise mit der Betrachtung der Rendite des aktuell gebundenen Eigenkapitals im Gegensatz zur Betrachtung von Vergangenheitswerten. Dadurch kann ich meine Kunden heute deutlich differenzierter beraten. Seit 2010 bilde ich selbst CFP®-Professionals aus – als Dozent an der MLP Corporate University. Mein Wissen und meine Erfahrung an Kollegen weiterzugeben, bereitet mir große Freude.

Warum kandidieren Sie erneut für einen Vorstandsposten beim FPSB Deutschland?

Ich halte es für wichtig, bei Verbandsfragen sowohl die Finanzplanungspraxis als auch die Weiterbildung im Blick zu behalten. Als jemand, der Finanzplanung mit Kunden erarbeitet und als Dozent neue CFP ®-Professionals begleitet, möchte ich das Bindeglied zwischen Praxis und Weiterbildung im Vorstand des FPSB Deutschland (kurz: FPSB) sein.

Die Nachwuchsfrage hat aus meiner Sicht für unseren Verband besondere Bedeutung. Damit wir unseren Einfluss bei politischen und regulatorischen Entscheidungen als FPSB noch stärker geltend machen können, ist wichtig, dass wir mehr werden – ganz zu schweigen von der medialen Aufmerksamkeit, die das mit sich bringt.

Wie schätzen Sie die Situation der Finanzplanung in Deutschland im Jahr 2020 ein?

Wir leben in bewegten, aber auch interessanten Zeiten. Finanzplanung und Finanzwissen werden daher mehr denn je gebraucht. Gerade in der Coronakrise zeigt sich deutlich: Eine ausreichende Liquidität entscheidet über das wirtschaftliche Überleben – eine gute Finanzplanung wird sozusagen zur Lebensversicherung. Im Jahr 2020 sollten Finanzplaner sicher ein besonderes Augenmerk auf Liquidität legen. Gute Finanzplanung muss jedoch auch aufzeigen: Wer bei Liquidität an ein prall gefülltes Tagesgeldkonto denkt, verschenkt viel Geld. Hier können wir als CFP ®-Professionals mit Beratung und auf unsere Kunden sinnvoll abgestimmten Konzepten punkten.

Was muss sich ändern?

Wir sollten die Weiterbildung so flexibilisieren, dass sie zur jeweiligen Lebensplanung des Finanzberaters passt. Es sollte einfacher möglich sein, zuerst den European Financial Advisor EFA ® als etwas weniger anspruchsvollen Grad zu erlangen und dann den CFP ® zu ergänzen. Auch ist eine Einstiegsqualifikation noch vor dem EFA denkbar. Diese wäre nicht einfach ein weiterer Titel, sondern für viele der erste Schritt in den Verband, was diesen zusätzlich stärken würde.

Ein weiterer Aspekt: Die Weiterbildungsvorschriften im Bereich Ethik sollten so angepasst werden, dass die Inhalte der vielen guten Referenten auch dem Verbandsregelwerk entsprechen. Eine grundlegende Kenntnis des Regelwerks ist sinnvoll, doch die ethische Weiterbildung sollte nicht auf ein Fragentool begrenzt werden.

Außerdem finde ich wichtig, dass die Pflichtaufgaben, Kosten und Vermögensverhältnisse des Verbands für alle Mitglieder transparent und nachvollziehbar sind. Mit dem Umzug der Geschäftsstelle ist ja nun auch ein wichtiger Wagnisposten konkret planbar. 

Was wollen Sie im Rahmen einer Vorstandstätigkeit beim FPSB erreichen beziehungsweise umsetzen?

Mir ist wichtig, die Weiterbildung insbesondere hinsichtlich der Zeiten und „Zwischenabschlüsse“ flexibler zu gestalten und das Mitgliederwachstum zu fördern. Gemeinsam mit den Vorstandskollegen möchte ich den Verband noch gezielter als relevanten Ansprechpartner für Qualität in der Finanzberatung bei Politik, Behörden und Medien etablieren. Dazu zählt für mich auch, dass wir mehr Unternehmen dazu bringen müssen, die EFA- und CFP ®-Zertifizierung ihrer Berater stärker hervorzuheben. Über die finanzielle Situation des Vereins – dies als abschließender Punkt – möchte ich verbandsöffentlich Klarheit herstellen. 

Vielen Dank für das Gespräch.                                                                                      

Manuel Wicke, MLP Executive Financial Consultant, Diplom-Betriebswirt, CFP® und EFA