Inflation vs. Rezession: Das ist ein Riesen-Dilemma der Notenbanken bei den nächsten Zins-Schritten
Die Notenbanken rund um den Globus stecken mittendrin in einem echten Dilemma. Die Inflationsraten sind weiterhin hoch und zwingen die Währungshüter förmlich zu Zinserhöhungen. Doch können sie angesichts des Russland-Ukraine-Krieges mit all seinen fürchterlichen Konsequenzen überhaupt solche Schritte gehen? Fragen dazu von Börsenmoderator Andreas Franik an Vermögensverwalter Andreas Glogger, Geschäftsführer bei GLOGGER & PARTNER.
Herr Franik: Einen schönen guten Tag nach Krumbach!
Herr Glogger: Hallo, Herr Franik.
Herr Franik: Es gibt ganz unterschiedliche Notenbanken, von denen die Federal Reserve in den USA und auch die Europäische Zentralbank sicherlich für uns die bekanntesten sind. Haben FED und EZB gleichermaßen dieses Dilemma, Herr Blogger? Oder arbeitet jede für sich doch an ihrer eigenen Agenda?
Herr Glogger: Grundsätzlich haben beide Notenbanken die Probleme auf ihrer Agenda aber in unterschiedlicher Intensität. Die amerikanische Notenbank ist hier der europäischen ein Stück weit voraus und hat erste Schritte schon vorgenommen und signalisiert.
Herr Franik: Erklären sie uns bitte, warum sind die Amerikaner so schnell und vor allem schneller als die Europäer sind.
Herr Glogger: Das hängt damit zusammen, dass Amerika schneller aus der Wirtschaftskrise, die durch Corona ausgelöst wurde, wieder herausgekommen sind. Europa hat da etwas langsam hinterhergehinkt und was auch noch dazu kommt ist, dass es dass die Amerikaner von Haus aus eher dazu geneigt sind Beschlüsse pragmatisch zu fassen, nach vorne zu gehen, aufzuräumen und Probleme anzupacken. Das hat die Historie immer gezeigt, dass die Amerikaner entschlossener vorgehen.
Herr Franik: Das heißt die Amerikaner sind schneller als die Europäer. Man könnte auch philosophisch betrachten und sagen die Europäer sind schlichtweg langsamer. Warum müssen wir eventuell auch langsamer sein als die Amerikaner?
Herr Glogger: Zum einen haben wir in Europa diesen Ukrainekrieg, den wirklich keiner braucht. Der hat für die europäische Notenbank und die Versorgung des europäischen Wirtschafts- und Währungsraums noch mal eine andere Bedeutung. Die USA trifft das nicht, so dass hier durchaus die EZB bewusst auch ein Stück langsamer unterwegs ist.
Herr Franik: So oder so, in den vergangenen Wochen sind die Zinsen schon gestiegen, wenn auch nur leicht. Das sieht man an den Kapitalmärkten. Herr Glogger, heißt das jetzt für den Sparer, der ein Sparbuch- oder ein Tagesgeldkonto-Sparer ist, dass er demnächst auch wieder Zins, zumindest auf seinem Sparbuch, vorfindet?
Herr Glogger: Nein, glauben wir nicht. Das wird auch längere Zeit so bleiben. Die nominalen Zinsen auf Sparbüchern/Festgeldern kann man bis auf Weiteres vergessen. Man sollte auch viel mehr auf die Realverzinsung schauen. Das heißt vom nominalen Zinssatz auch noch die Inflation abziehen. Selbst hier kann man entweder die hohe Inflationsrate inklusive der in Energiepreise, die jetzt zwischen sieben bis acht Prozent liegen, oder man rechnet die Energie heraus, dass ist die Kerninflation Richtung drei Prozent unterwegs, die der normale Kontoanleger noch abziehen muss und dieses Bild ist düster, wird den Kontosparer aber noch lange begleiten.
Herr Franik: Dann bleiben, wenn ich sie richtig verstehe, weiterhin nur Aktien als Renditebringer. Aber Hand aufs Herz: reagieren die nicht auch lehrbuchmäßig etwas verschnupft, zumindest wenn Zinsen steigen?
Herr Glogger: Grundsätzlich würde ich die Aktien bevorzugen, aber man sollte die anderen Sachwerte nicht vergessen. Wer Immobilien besitzt, die sollte man jetzt nicht mehr verkaufen, aber als Ersatz für die liquiden Anlagen eignen sich Aktien hervorragend. Solange wir kein Zinsniveau haben, das größer drei/vier Prozent ist, also in etwa die Dividendenrendite bei Aktien widerspiegelt, ist die Aktie nach wie vor DAS Anlageinstrument. Sie auch sicherer, weil sie die Realwirtschaft, die täglich stattfindet, widerspiegelt. Daran beteilige ich mich und wir sind weiterhin zuversichtlich, weil es nichts Sichereres gibt als die Realwirtschaft.
Herr Franik: Und was ist, Herr Glogger, mit Anleihen und Gold in einer solchen Situation?
Herr Glogger: Also Anleihen nur zur Not, am liebsten gar keine – Staatsanleihen garantiert nicht! Gold als Beimischung könnte auch unter Anbetracht der Inflationsraten und der Staatsverschuldung ein Stück Bestandteil einer gesunden Portfoliostruktur sein. Nicht Übergewichten, vielleicht fünf Prozent. Wer Gold besonders gerne hat vielleicht sieben, acht, neun Prozent. Ein bisschen Gold zur Diversifizierung macht absolut Sinn.
Herr Franik: Der Blick auf die aktuelle Situation zum Dilemma der Notenbanken von und mit Andreas Glogger. Danke schön für das Gespräch!
Herr Glogger: Sehr gerne!
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