Financial Planning as a Lifestyle Topic – alte Maßstäbe neu gedacht
Experteninterview mit LISA HASSENZAHL
Lisa Hassenzahl, CFP®, ist seit 2015 Zertifikatsträgerin. Bereits während des dualen Studiums an der Frankfurt School of Finance & Management sammelte sie durch ihre Tätigkeit bei der YPOS Finanzplanung GmbH viel Erfahrung im Bereich der Finanzplanung. Seit 2018 liegt ihr Fokus vor allem auf der Finanzplanung für Frauen. Mit der Her Family Office GmbH gründete sie 2019 das erste Family Office für Frauen in Deutschland. Ihre Vision: „Finanzplanung muss zu einem Lifestyle-Thema werden – wir brauchen neue Narrative und Bilder!“ Diese und viele andere Ideen und Ansätze möchte sie als neues Mitglied im Vorstand des FPSB Deutschland e.V. aktiv angehen.
„Frau Hassenzahl, was sagen Sie als Finanzberaterin und Expertin zu diesem Thema?“ Ich bin mir sehr sicher, nicht nur meinem Herz versetzt die Betitelung als „Finanzberaterin“ jedes Mal aufs Neue einen kleinen Stich. Das geht so weit, dass ich inzwischen jedes Interview noch einmal ganz explizit mit einer Erklärung beginne, was Finanzplanung ist und wie sie sich von der klassischen Finanzberatung unterscheidet – verbunden mit der Bitte, mich auch als Finanzplanerin und CFP®-Zertifikatsträgerin vorzustellen. Und doch passiert es ab und zu und er ist wieder da, dieser kleine Stich. Zugegeben, Außenstehenden fällt es sicherlich nicht negativ auf, aber das macht die Grundproblematik nicht besser.
Mir ist natürlich vollkommen klar, dass es weder von Seiten der Journalistinnen und Journalisten noch in meinem privaten Umfeld böse gemeint ist. Auch wenn mich die Frage „Du machst doch Finanzberatung, welche Aktien würdest du mir empfehlen?“ manchmal an den Rand der Verzweiflung bringt.
Mir zeigen diese Beispiele deutlich: Finanzplanung, wie wir als CFP®-Zertifikatsträger sie verstehen, ist in Deutschland einfach zu unbekannt.
Das ist keine neue Erkenntnis, ich weiß. Die Frage ist: Wie schaffen wir es, Finanzplanung und das Qualitätssiegel CFP® in Deutschland bekannt zu machen? Zum einen sicherlich dadurch, dass wir alle Finanzplanung leben, für unseren Kundinnen und Kunden die Mehrwerte erlebbar machen. Aber reicht das? Sicher nicht. Vielmehr müssen wir es endlich schaffen, Finanzplanung – und zwar nach unseren Maßstäben – in die Breite zu tragen.
Die gute Nachricht: Finanzplanung macht das eigene Vermögen und die finanzielle Situation erlebbar. Sie stellt die Kundin oder den Kunden in den Mittelpunkt der Betrachtung und bietet eine vollständige Basis für die Handlungsstrategie in Bezug auf Investitionen, Steuern, Recht etc. Attribute wie Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Individualität sind automatisch gelebte Praxis.
Wie wertvoll das ist, erlebe ich vor allem in der Arbeit mit meinen Kundinnen. „Frauen interessieren sich nicht für ihre Finanzen, Frauen interessieren sich für ihre Finanzplanung!“, davon bin ich überzeugt. Selbstverständlich gelten die Vorteile der Finanzplanung nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Die Nachvollziehbarkeit der Handlungsstrategie sowie der vollständige Überblick geben Sicherheit und sorgen dafür, dass Strategien langfristig beibehalten werden.
Es liegt also auf der Hand, dass ein wichtiges Ziel im Rahmen meiner Vorstandstätigkeit darin besteht, der Finanzplanung, deren Mehrwerte und dem Siegel CFP® zu mehr Aufmerksamkeit und Bekanntheit zu verhelfen. Damit das gelingt, brauchen wir neue Narrative und moderne Ansätze. Das Ziel muss sein, Finanzplanung zu einem Lifestyle-Aspekt zu machen. Was meine ich damit? Wir investieren Geld in Menschen und Pläne, die uns auf dem Weg zu mehr körperlicher Fitness und Gesundheit begleiten. Wir holen uns Sparringspartner in Bezug auf die Weiterentwicklung in Karrierefragen und Aspekten der Persönlichkeit. „Ab einem gewissen Level sollte man sich das einfach wert sein“, hat mal eine meiner Kundinnen über ihren Businesscoach gesagt. Da hat sie recht und wir müssen es schaffen, dass (potenzielle) Kundinnen und Kunden auch so über die Finanzplanung denken.
Dafür müssen wir weg von den alten Narrativen rund um Altersarmut bei Frauen und dem reinen Fokus auf Kapitalanlagen. Finanzplanung ist doch so viel mehr.
Damit wir ein breites Publikum erreichen und auch Medien außerhalb der einschlägigen Fachzeitschriften (die meine Kundinnen jedenfalls nicht lesen) erreichen, wird die zielgerichtete Nutzung sozialer Medien ebenfalls ein wichtiger Bestandteil meiner Tätigkeit sein. Wo bewegen sich unsere Zielkundinnen und -kunden, welche Themen sind interessant, was beschäftigt die Journalistinnen und Journalisten der breiten Medien? Zur Beantwortung dieser Fragen ist ein enger Draht zu den Medien wichtig und sicherlich auch die eine oder andere Kooperation mit Marktteilnehmenden, die nah am Puls der Zeit sind und unsere Kundinnen und Kunden erreichen.
Mein Ziel ist es, die Marke CFP® unter dem Dachverband des FPSB Deutschland zu stärken, um für alle Mitglieder einen Mehrwert in Bezug auf Kundengewinnung und Positionierung zu schaffen. Hierbei kommt natürlich auch dem Außenauftritt des FPSB Deutschland eine wichtige Rolle zu. Die Modernisierung der offiziellen Website ist hier ein Aspekt. Der Ausbau breiter Medienkontakte und die Orientierung an aktuellen Themen mit neuen Narrativen ein weiterer.
Sicherlich brauchen manche Dinge etwas Zeit, aber es ist schön, zu sehen, dass neue Ideen und Sichtweisen durch den Vorstand des FPSB Deutschland unterstützt werden.
Dies ist ein Artikel aus dem aktuellen FINANCIAL PLANNING Magazin. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe: