Allgemein

Engpässe am Energierohstoffmarkt

Von HUBERTUS CLAUSIUS, Geschäftsführer der Seahawk Investments GmbH

In den letzten zwölf Monaten haben die Energiepreise eine sagenhafte Preisrallye hingelegt. Europäische Gaspreise sind um 440 Prozent gestiegen. Der Kohlepreis stieg um 275 Prozent, während der Ölpreis um ca. 85 Prozent zulegte.

Gas

Die Ursachen für die stark gestiegenen Gaspreise in Europa sind der schwache Stromertrag aus der Windenergie der letzten Wochen, eine stark gefallene regionale Gasproduktion in Europa sowie eine starke Gasnachfrage aus Asien, die ca. 15 Prozent über dem Vorjahr liegt. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass der europäische Gasspeicherbestand den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre erreicht hat. In Deutschland lässt zudem die Genehmigung der Pipeline Nord Stream 2 weiter auf sich warten. Mit ihrer Freigabe ist nicht vor Februar/März 2022 zu rechnen. Darüber hinaus führen die derzeit hohen Gaspreise zu einer Inflation bei den Herstellungskosten in der Chemie sowie bei Baustoffen.

Kohle

Im Zuge der Coronapandemie fiel die weltweite Kohlenachfrage im letzten Jahr um 4 Prozent. Niedrige Gaspreise veranlassten Versorger dazu, Kohle durch Gas zu ersetzen. In den USA sowie in der EU fiel die Kohleverstromung in der Energiegewinnung um ca. 20 Prozent. In diesem Jahr zeigt sich eine spiegelbildlich gegenläufige Entwicklung. Die hohen Gaspreise veranlassten Versorger, wieder stärker Kohle einzusetzen, so dass allein in den USA der Rückgang des Jahres 2020 nahezu vollständig egalisiert wurde. In China trägt Kohle immer noch 50 Prozent zum Energiemix bei. China baut zudem weitere Kohlekraftwerke, was dem Land internationale Kritik eingebracht hat.

Öl

Mit der Entscheidung des OPEC-plus-Konsortiums, den monatlichen Anstieg der Rohölproduktion weiterhin auf nur 400 000 Fass je Tag zu beschränken, befindet sich die Produktion seitens des OPEC-plus-Konsortiums immer noch 4,6 Millionen Fass/Tag unter dem Vorpandemie-Niveau. Dagegen zeigte sich die weltweite Ölnachfrage in den letzten Monaten bereits als sehr robust, so dass sich der Ölmarkt in einer anhaltenden Defizitsituation befindet. Auch die Schieferölproduktion in den USA kann die Produktionslücke so schnell nicht ausgleichen. Aktive Bohranlagen nach den Statistiken von Baker Hughes liegen liegen derzeit immer noch ca. 33 Prozent unter dem Vorpandemie-Niveau. Schieferölproduzenten zeigen sich hinsichtlich ihrer Investitionsausgaben weiterhin zurückhaltend. Explorations- und Produktionsunternehmen zielen auf eine schnelle Rückführung ihrer Verschuldungsquoten ab. Der Explorations- und Produktionsmarkt befindet sich in einer Konsolidierung. In den USA schlägt die Biden-Regierung zudem einen anderen Kurs als die Trump-Regierung ein. Neue Lizenzen für die Exploration von Öl und Gas auf öffentlichem Bauland wurden gestoppt.

Fazit

Die Lage an den weltweiten Energiemärkten bleibt weiter angespannt. Integrierte Energiekonzerne wie auch Explorationsunternehmen profitieren derzeit in besonderem Maße von der angespannten Marktlage. Außerdem ist zu beobachten, dass die Unternehmensbewertungen von Öl- und Gasunternehmen im Vergleich zum breiten Markt als günstig zu bewerten sind. In der unten stehenden Grafik ist die Bewertung (EV/EBITDA) des STOXX 600 Oil & Gas Index im Zeitverlauf (seit Januar 2015 bis heute) dem breiten STOXX 600 gegenübergestellt. Während die Bewertung des breiten Marktes STOXX 600 auf Basis der Kennziffer (EV/EBITDA) um ca. 27,5 Prozent gestiegen ist, blieb die Bewertung des STOXX 600 Oil & Gas nahezu unverändert. Ausgewählte Unternehmen im Bereich Exploration und Produktion verfügen zudem selbst bei moderaten längerfristigen Ölpreisen von 60 bis 70 US-Dollar je Fass über Free-Cash-Flow-Renditen von über 20 Prozent.


Über Seahawk Equity Long Short:

Der Seahawk Equity Long Short Fund ist ein globaler Long/Short-Aktienfonds. Das langfristige Anlageziel des Fonds ist die Erreichung attraktiver risko-adjustierter Renditen. Der Fonds ist dabei fokussiert auf die Sektoren Energie und Transport sowie verbundene Industrien.


Dies ist ein Artikel aus dem aktuellen FINANCIAL PLANNING Magazin. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe: