ESG

Green Bonds – warum sich aktives Management gleich doppelt auszahlt

von Dr. ECKHARD SCHULTE, Fondsmanager des MainSky Active Green Bond Fund

Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht ein Staat mit der Emission von Green Bonds Milliarden am Kapitalmarkt einsammelt. Die ökologischen Schuldscheine werden ihnen förmlich aus den Händen gerissen, jede Emission ist mehrfach überzeichnet. Dabei macht für Investoren nicht unbedingt jede grüne Anleihe im Portfolio Sinn.

Seit diesem Monat gehört nun auch die Europäische Union zu den Emittenten von Green Bonds. 250 Milliarden Euro sollen über diesen Weg in den Corona-Rettungsfonds fließen. Auch in Brüssel darf man sich vermutlich einer hohen Nachfrage nach diesen Papieren sicher sein. Zuletzt sammelte Großbritannien mit dem ersten Green Gilt rund zehn Milliarden britische Pfund ein und hätte damit eine mehr als zehn Mal so hohe Nachfrage am Markt befriedigen können. Kein Einzelfall, auch alle anderen großen Emissionen grüner Anleihen in den vergangenen Monaten waren vielfach überzeichnet. Der globale Green-Bond-Markt hat in diesem Sommer die Schallmauer von einer Billion Euro an ausstehendem Volumen durchbrochen.

Kurse von Green Bonds sollten tendenziell steigen

Dennoch dürfte das hohe Angebot auch zukünftig nicht ausreichen, um die Nachfrage auf Investorenseite zu kompensieren. Deshalb sollten die Kurse von Green Bonds in naher Zukunft tendenziell eher steigen. Gleichzeitig haben die Renditeanstiege am Anleihemarkt unser lediglich temporäres Inflationsszenario inzwischen eingepreist. Da der aktuelle Konjunkturzyklus seinen Peak bereits hinter sich haben dürfte, halten wir das Risiko für weitere Kursverluste bei Anleihen für begrenzt. Der damit aus unserer Sicht weiterhin optimale Einstiegszeitpunkt sollte Investoren aber nicht dazu verleiten, bei jeder Emission zuzugreifen oder passiv in diesen Markt zu investieren.

Anlageuniversum ist ineffizient

Denn trotz des rasanten Wachstums des Marktes für grüne und nachhaltige Anleihen in den vergangenen Jahren ist das zur Verfügung stehende Anlageuniversum in vielerlei Hinsicht ineffizient und birgt Risiken für Investitionen in ETFs oder Fonds, die sich an einem Green-Bond-Index orientieren. So sind auch im Bloomberg Barclays MSCI Global Green Bond Index die Gewichtungen der einzelnen Marktsegmente sowie die Laufzeitenstruktur des Portfolios durch einzelne Emissionen stark verzerrt. Schaut man sich zum Beispiel die größte Emission des französischen Staates im Volumen von fast 30 Milliarden Euro an, besitzt diese mit rund 7 Prozent ein hohes Gewicht im Index, und dies mit einer sehr langen Restlaufzeit bis 2039 und einer vergleichsweise niedrigen Rendite. Auch die neue 30-jährige Bundesanleihe mit Laufzeit bis 2050 weist eine hohe Duration bei wenig Rendite auf. Durch eine aktive Steuerung der Sektor-, Durations- und Kurvenpositionierung und eine Einzeltitelselektion erwächst daraus ein hohes Potenzial zur Generierung einer Outperformance gegenüber dem Indexportfolio.

Aktives Management sorgt für Outperformance

Der MainSky Active Green Bond Fund ist einer der wenigen aktiv gemanagten Fonds in diesem noch sehr jungen Marktsegment. Seine Bilanz seit der Auflage vor genau einem Jahr aber kann sich für das extrem schwierige Jahr am Rentenmarkt, das hinter uns liegt, durchaus sehen lassen. Unter dem Strich steht eine Outperformance von fast 100 Basispunkten gegenüber der oben angesprochenen Benchmark, die in diesem Zeitraum im negativen Renditebereich liegt.

Neben der Übergewichtung von Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen war eine Verkürzung der Fondsduration in der Phase des Zinsanstieges für die Outperformance verantwortlich. Aktuell liegen wir in der Duration mit rund neun Jahren wieder auf einem ähnlichen Niveau wie die Benchmark. Was die Rendite auf Endfälligkeit allerdings angeht, ist der Wert im Fonds aktuell mehr als doppelt so hoch wie im Benchmark-Index. Dafür müssen wir lediglich ein leicht schwächeres, aber immer noch sehr gutes Rating von BBB+ in Kauf nehmen.

Greenwashing vermeiden

Zusätzlich optimieren wir den Fonds in Bezug auf ESG-Kriterien. Durch den Indexanbieter MSCI ist zwar die bestmögliche Interpretation der Green Bond Principles der ICMA sichergestellt und Investoren vermeiden „Greenwashing“. Dennoch können in einem passiven ETF Emittenten enthalten sein, die zwar grüne Anleihen ausgeben, aber kontroverse Geschäftsmodelle bzw. -praktiken verfolgen. Wir berücksichtigen deshalb nur Emittenten, die die ethischen Unternehmensgrundsätze und Prinzipien des UN Global Compact einhalten. Zusätzlich legen wir den Fokus auf Emittenten mit einer ohnehin niedrigen CO2-Emission und senken so den CO2-Ausstoß in unserem Unternehmensportfolio gegenüber der Benchmark deutlich.

Fazit: aktives Management statt passivem ETF

Green Bonds bieten für Investoren die Möglichkeit, nachhaltig und mit gutem Gewissen Geld anzulegen. Um allerdings Greenwashing im Portfolio zu vermeiden und die Ertragsaussichten in einem absehbar insgesamt weiter eher renditeschwachen Rentenmarkt zu erhöhen, ist nicht nur bei jeder einzelnen Emission, sondern auch auf Ebene des Emittenten eine sorgfältige Analyse notwendig. Wer diesen zeitlichen Aufwand nicht selbst betreiben will, der sollte sein Geld statt in einen ETF in ein aktives Produkt stecken.


Dies ist ein Artikel aus dem aktuellen FINANCIAL PLANNING Magazin. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe: